Das Rathaus wird für 35 Millionen Euro saniert
Neue Ortsmitte bei der VHS/Musikschule oder alter Standort an der Münchner Straße? Neubau oder Sanierung des Altbaus?
Es waren Grundsatzfragen, die die Mitglieder des Gemeinderats bei ihrer eigens zum Thema Rathaus einberufenen Sondersitzung zu beantworten hatten. Nach intensiver Diskussion fiel die Entscheidung mit 17:7 Stimmen zugunsten einer Sanierung des Rathauses von 1975 an der Münchner Straße. Auf eine Erweiterung oder Aufstockung des Hauses soll aus Kostengründen verzichtet werden, ein Einzug könnte bereits 2029 möglich sein.
Im März 2024 hatte der Gemeinderat die Planungen für das neue Rathaus in der neuen Ortsmitte nach rund zwei Jahren Überlegungs- und Planungsarbeit gestoppt, die Kostenschätzungen für das Projekt wurden immer höher, am Ende war man bei deutlich über 70 Millionen Euro angelangt, noch ohne einen üblichen Sicherheitspuffer von zusätzlichen 20 Prozent. Der Gemeinderat gab damals Lösungsvorschläge für eine neue Ausschreibung des Rathausneubaus in Auftrag, die, samt einer Grobkostenschätzung, im Oktober 2024 vorlagen.
Inklusive Nebenkosten sollte sich der Preis für einen Neubau des Rathauses nun auf rund 57 Millionen Euro belaufen, mit dem denkbaren Risiko einer Kostensteigerung von 30 bis 40 Prozent im Laufe der Bauzeit. Weil aber die allgemeine Wirtschaftslage und auch die Entwicklung der Unterföhringer Finanzen schon im Oktober 2024 eine abflauende Tendenz zeigten, entschied der Gemeinderat, das Projekt zunächst zu pausieren und die wirtschaftliche Entwicklung zu beobachten. Die Verwaltung wurde beauftragt prüfen zu lassen, was eine Kernsanierung und eventuell auch Erweiterung des bestehenden Rathauses kosten würden.
Noch vor der Sommerpause hatten die Gemeinderatsmitglieder die Ergebnisse der Untersuchungen erhalten, um sich über das weitere Vorgehen eine Meinung bilden zu können.
Das Planungsteam um das Jetzendorfer Ingenieurbüro Konrad hatte zunächst alle Maßnahmen zusammengestellt, die absolut notwendig sind, um dem alten Rathaus weitere 25 bis 30 sanierungsfreie Jahre Nutzungszeit zu geben. Darunter solche wie Dächer abdichten, braune Fassadenteile ersetzen, die veraltete Haus- und IT-Technik erneuern sowie kleinere Betonschäden ausbessern und die Tiefgarage sanieren. Dazu kommen noch eine Dämmung und ein moderner Brandschutz. Die Statik des Hauses sei nach wie vor sehr gut, berichteten sie in der Juli-Sitzung des Gemeinderats.

Alle diese Maßnahmen, also das bestehende Haus fast bis auf den Rohbau zurück- und dann wieder aufzubauen, sollen rund 35 Millionen Euro brutto kosten, 20 Prozent Sicherheitspuffer für Unerwartetes und Kostensteigerungen bereits inklusive. In der Sondersitzung am 16. Oktober versicherten die Planer auf Nachfrage aus dem Gremium, dass man bei der Sanierung – dank vorhandener Pläne und Unterlagen zum alten Haus und weil man es hatte neu vermessen lassen – vielleicht noch ein Kostenrisiko von etwa drei Prozent eingehe. In dem grundsanierten alten Haus können durch eine neue und ebenfalls modernere Aufteilung zwischen 77 und 80 Arbeitsplätze untergebracht werden. Erweiterungsvarianten, eine Aufstockung auf der ehemaligen Bücherei oder dem Haupthaus (siehe auch Gemeindeblatt Ausgabe 30/2025) wurden vom Gremium nicht mehr diskutiert, der Mehrheit war der finanzielle, der Spar-Aspekt, bei der Sanierungsentscheidung der wichtigste.
Intensiv drehte sich die Diskussion dagegen um die Frage des Standorts. Eine kleinere Rathausvariante als die im Oktober 2024 berechnete in der neuen Ortsmitte zu bauen, fanden die einen wichtig. Man dürfe die über viele Jahre entwickelten Ideen für eine neue, belebte Ortsmitte nicht einfach fallen lassen. Andere betonten dagegen auch den emotionalen Wert des alten Rathauses als Unterföhringer Wahrzeichen.