Chronik
Zur Geschichte von Unterföhring
Unterföhring steht auf historisch uraltem Boden. Zahlreiche Funde belegen eine Besiedelung des Isarufers – auch rund um den Ort – bereits in der Jungsteinzeit und von da an mit großer Wahrscheinlichkeit und verschiedenen Siedlungsschwerpunkten durch die Menschheitsgeschichte hindurch. Über die Bronzezeit, die Zeit der Römer bis hinein ins Mittelalter und in die Neuzeit.
Zahlreiche über die vergangenen Jahrzehnte hinweg gemachte Funde zeugen von dieser langen Geschichte. Stichbandkeramisch verzierte Tonscherben, Steinbeile und Siedlungsgruben waren genauso darunter wie – in einem auf dem Bürgerhausgrundstück freigelegten Befestigungsgraben – Scherben römischer Dachziegel und terra sigillata. Mittelalterliche Spinnwirtel fanden sich und – ebenfalls auf dem Grundstück des Bürgerhauses – sieben Lehmöfen. Mit denen wird das mittelalterliche Unterföhring möglicherweise Reisende auf der nahen Salzstraße mit Brot versorgt haben – was man schon wegen der Anzahl der gefundenen Öfen vermutet.
Erstmals 807 erwähnt
Der Name des Ortes geht übrigens, wie auch derjenige des Münchner Stadtteils Oberföhring, auf das Geschlecht der Feringas zurück, das erstmals in einer Urkunde von 750 erwähnt wird und das dem Ort Fering, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 807, seinen Namen gegeben haben dürfte. Unterföhring selbst als „inferius feringin“ wird erstmalig im Grundbuch der Bayerischen Besitzungen des Hochstifts Freising Ende des 12. Jahrhunderts erwähnt.
Nachdem Heinrich der Löwe im Jahr 1158 die Brücke über die Isar bei Oberföhring niederbrennen ließ (auf Höhe etwa der heutigen hölzernen Fußgängerbrücke) und auf sein Territorium nach München verlegte, blieb Unterföhring für Jahrhunderte ein Bauerndorf.
500 Jahre Teil des Hochstifts Freising
Fast 500 Jahre lang gehörte das zur Grafschaft Ismaning zählende Bauerndorf Unterföhring (damals „Niederfering“) zusammen mit Oberföhring und Ismaning zum Hochstift Freising und unterlag der dortigen Gerichtsbarkeit. Mit der Säkularisation fiel Unterföhring Ende 1802 an das Königreich Bayern. Zu einer Gemeinde mit eigener Verwaltung wurde Unterföhring mit dem Gemeindeedikt von 1818, das bestimmte, dass aus bäuerlichen Wirtschaftsgemeinschaften politische Gemeinden werden sollten. Aus der Urpfarrei Oberföhring entstanden so die Gemeinden Oberföhring, Unterföhring, Johanneskirchen, Englschalking und Daglfing. Erst ab 1869 allerdings bestimmte die Bayerische Gemeindeordnung, dass die Gemeinderäte gemeindliche Angelegenheiten tatsächlich weitgehend selbst regeln konnten.
Ziegeleien bringen den Aufschwung
Mit den Ziegeleien, die auf der Lehmzunge mit dem Abbaufortschritt gen Norden wanderten, erreichte um 1886 die erste Industrialisierungswelle das Bauerndorf Unterföhring und führte zu einer regelrechten Aufbruchsstimmung. Vor dem Ersten Weltkrieg standen fast zehn Ziegeleien in Unterföhring und gaben der Bevölkerung und vielen zugezogenen Arbeitern Lohn und Brot. Einige von ihnen blieben in Ober- und Unterföhring. Die Unterföhringer Gemeindepartnerschaft mit dem italienischen Tarcento hat hier ihre Wurzeln, denn auch aus dem Friaul kamen zahlreiche Saisonarbeiter nach Unterföhring. Heute noch zeugen italienische Familiennamen von diesem Zuzug.
Zügige Entwicklung der Infrastruktur
1910 kam der elektrische Strom nach Unterföhring, in den 1920er Jahren wurde der Isarkanal fertiggestellt. 1927 war Unterföhring an die Münchner Wasserversorgung angeschlossen. Nun begann auch der Siedlungsbau in Unterföhring, Häuser entstanden in der Isarau, an der Siedlerstraße, Garten-, Schul- und Tulpenstraße. Nach dem Krieg, in den Fünfzigerjahren, wurde langsam das nördliche Unterföhring bebaut, 1955 siedelte sich der erste Gewerbebetrieb östlich der Bahn an. 1958 leistete sich die Gemeinde für Sport, Bücherei und Theateraufführungen eine der ersten Mehrzweckhallen im Landkreis. Am 30. September 1973 hielt die erste S-Bahn in Unterföhring, Endstation war Ismaning. 1975 war das Rathaus an der Münchner Straße gebaut, 1978 das Feuerwehrgerätehaus an der St.-Florian-Straße, 1983 wurde das Feringahaus eingeweiht. 1990 kam das Sportzentrum an der Jahnstraße hinzu.
Durch einen Tunnel fährt die S-Bahn in Unterföhring seit 2005. Im Jahr 2009 begann die 100prozentige Gemeinde-Tochter GEOVOL GmbH damit, Haushalte und Firmen im Gemeindegebiet mit Fernwärme aus Tiefengeothermie zu versorgen. Nach Jahren des stetigen Ausbaus der Leitungen und der Inbetriebnahme einer zweiten Bohrung/Doublette im Jahr 2015 war 2021 das gesamte Gemeindegebiet für ein Heizen - und Kühlen - mit Erdwärme erschlossen. 2010 wurde das Bürgerhaus an der Münchner Straße eröffnet. Hier hat das schon 2001 ins Leben gerufene Kulturprogramm der Gemeinde Unterföhring nun eine wertvolle und attraktive Spielstätte.
Bereit für die Zukunft
Als größtes zukunftweisendes Projekt wird auf dem ehemaligen BAHOG-Gelände zwischen S-Bahnhof und Föhringer Allee die neue Ortsmitte entwickelt. Neben dem Volkshochschul- und Musikschul-Gebäude werden hier bis 2026 auch das neue Rathaus der Gemeinde sowie Wohnungen und Geschäfte Platz finden. Seit dem Schuljahr 2020/2021 ist Unterföhring Standort für ein Gymnasium. In dem neuen Schulcampus an der Mitterfeldallee findet sich seither auch die Filiale der Unterföhringer Grundschule.
Für Festivitäten der Bürger und Vereine entstand am Etzweg im Jahr 2019 der Feststadl. Bis 2020 wurde die Unterföhringer Kläranlage auf 30.000 Einwohnerwerte erweitert und modernisiert. Unter anderem arbeitet hier nun eine solare Schlammtrocknungsanlage. 2021 begannen im Norden der Gemeinde die Bauarbeiten für einen neuen Bauhof. An der Münchner Straße wird ein modernes Feuerwehrgerätehaus errichtet, weil der Standort an der St.-Florian-Straße zu klein geworden ist.
1940 zählte die Gemeinde 1.586 Einwohner, nach dem Krieg und dem Zuzug vieler Flüchtlinge waren es 1950 schon 2.796. In den Siebzigerjahren lebten 4.040 Menschen in Unterföhring. 2021 zählte die Gemeinde beinahe 11.200 Einwohner – im Gewerbegebiet östlich der S-Bahn arbeiteten etwa 23.000 Menschen.