Das neue Feuerwehrgerätehaus „darf jetzt leben“
1) Letzter Appell im alten Feuerwehrhaus 2) Festumzug zum neuen Feuerwehrgerätehaus 3) Beflaggtes Feuerwehrgerätehaus an der Münchner Straße 60 4) Segnungsfeier im neuen Feuerwehrhaus 5) Hoheitliches Wappen als Geschenk an die Freiwillige Feuerwehr 6) Segnung durch die Pfarrer 7) Symbolische Schlüsselübergabe an die Feuerwehr 8) Blumenstrauß für den ehemaligen Bauamtsleiter Lothar Kapfenberger und Projektleiterin Deborah Rohm / Fotos 1 und 2: Gemeinde Ufg/lih und Fotos 3 bis 7: Gemeinde Ufg/foe
Der neue Standort der Wehr an der Münchner Straße 60 ist feierlich gesegnet worden
Von den ersten Ideen zur Erweiterung des alten Feuerwehr-Standorts an der St.-Florian-Straße 5 bis zum fertiggestellten Neubau an der Münchner Straße 60 war es ein weiter, mitunter beschwerlicher Weg. Doch die Mühen haben sich gelohnt: Am 30. April durften die Gemeinde und die Freiwillige Feuerwehr Unterföhring gemeinsam mit knapp 400 geladenen Gästen die Segnung und Inbetriebnahme des neuen Feuerwehrgerätehauses feiern, das Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer in seiner Begrüßungsrede als „Jahrhundertbau“ bezeichnete. „Wir sind auf dieses Haus alle narrisch stolz“, sagte er. „Jetzt sind wir für viele Jahrzehnte und für die unterschiedlichsten Notlagen hervorragend aufgestellt.“
Schon 2013 hatte der Gemeinderat zwei zusätzliche Garagen an der St. Florian-Straße genehmigt, weil die Kapazität des dortigen Feuerwehrgerätehauses an seine Grenzen gestoßen war. Später sollte eine neue Fahrzeughalle den Engpass beheben, ehe gemeinsam mit der Wehr über Art und Weise eines komplexeren Ausbaus des Gerätehauses selbst nachgedacht und diskutiert wurde. Die Überlegungen schlossen letztlich sogar eine Verschwenkung der Straße ein, führten aber zu keinem, für alle tragbaren, zukunftsfähigen Ergebnis.
Weil sowohl die Einwohnerzahl Unterföhrings als auch die Aufgaben- und Einsatzfülle der Feuerwehr weiter zunahmen, drängte sich den Beteiligten schließlich ein Neubau des Feuerwehrgerätehauses an einem anderen Standort als Lösung der Probleme auf. Im Februar 2018 wurde er vom Gemeinderat beschlossen. Im Oktober 2019 erhielten die Architekten der kplan AG den Auftrag für den Bau auf dem gemeindeeigenen Grundstück an der Münchner Straße. Sie trieben das Projekt in der Folge gemeinsam mit der Feuerwehrspitze um die Kommandanten Dr. Michael Spitzweg und später auch Florian Klietsch sowie dem Bauamt unter Lothar Kapfenberger und zuletzt der Projektleiterin Deborah Rohm voran.
„Dieses Haus ist ein absolutes Gemeinschaftswerk. Die Begeisterung, die Kompetenz und der immense Einsatz, mit denen unsere Feuerwehr an die Planungen ihres Hauses gegangen ist, haben mich sehr beeindruckt“, erklärte Bürgermeister Kemmelmeyer auf der Feier an die Kameradinnen und Kameraden gewandt. „Dieses wirklich absolut durchdachte und funktionierende Haus ist maßgeblich auch Euer Verdienst und Euer großes jahrelanges Herzensanliegen, das nun vollendet ist.“
Das neue Unterföhringer Feuerwehrgerätehaus verfügt neben einer 1.000 m2 großen Fahrzeughalle zum Beispiel auch über eine Waschhalle für die Einsatzfahrzeuge, Werkstätten unter anderem für Holz-, Elektro- oder Metallarbeiten, eine Schlauchpflege, eine flexibel veränderbare Atemschutzübungsstrecke, hochwertig ausgestattete Stabs-, Verwaltungs- und Schulungsräume sowie einen Kraftraum auf Fitnessstudio-Niveau. Das Herzstück des Neubaus ist das holzvertäfelte, urige Stüberl, zu dem der Feuerwehrverein eine Spende von 50.000 Euro selbst beitrug.
Auf dem Dach des Hauses befinden sich zudem neun unterschiedlich große Wohnungen in Holzständerbauweise, die bereits an aktive Feuerwehrleute und ihre Familien vermietet sind. Diese Wohnungen hatte die Regierung von Oberbayern mit 1,9 Millionen Euro an Fördergeldern bezuschusst. Die Gesamtinvestitionskosten des neuen Feuerwehrgerätehauses betrugen rund 35 Millionen Euro brutto.
Um auch die Wohnungen mit einzuweihen, wurden der evangelische Pfarrer Julian Hensold, der katholische Diakon Wolfgang Krauß und Priester Don Luca Calligaro aus der italienischen Partnergemeinde Tarcento während der Feier mit der Drehleiter in luftige Höhe gebracht, um von dort das gesamte Gebäude zu segnen.
„Dieses Haus ist großartig und setzt in der Tat Maßstäbe. Hier wurde an unglaublich viel gedacht“, meinte Landrat Christoph Göbel in seinem Grußwort anerkennend. „Ich finde es toll, wenn eine Kommune die Spielräume, die sie hat, für so etwas nutzt.“ Kreisbrandrat Harald Stoiber sprach von einem „Tempel für Feuerwehrgläubige“, der in den nächsten Jahrzehnten seine Wirkung für die Gemeinde entfalten werde.
Beim Ersten Kommandanten Dr. Spitzweg mischte sich in die Freude über die neue Heimat auch ein wenig Wehmut. Erst am späten Nachmittag hatte er mit seiner Wehr die letzten Spinde an der St.-Florian-Straße geräumt. Anschließend war die Feuerwehr in einem Festumzug zu Klängen der Blaskapelle vollzählig und mit sämtlichen Fahrzeugen vom alten zum neuen Standort gezogen. Dort wurde sie bei Ihrer Ankunft von Salutschüssen der Böllerschützen des Soldaten- und Kriegervereins begrüßt.
„Sind wir nun schon am Ziel?“, fragte Michael Spitzweg anschließend auf dem Fest. „Nein! Jetzt geht es erst richtig los. Das neue Haus darf jetzt leben. Es ist eine große Aufgabe, den Geist des alten Hauses hier herüber zu holen. Da sind wir alle gefordert.“ Die Freiwillige Feuerwehr habe eine tolle Kameradschaft, die es täglich zu pflegen und zu behüten gelte. Und sie habe nun beste Bedingungen, das Geld sei zweifellos gut angelegt. „Aber der wahre Schatz in diesem Haus ist die Einsatzbereitschaft der Leute, die hier wirken.“
Auch wenn er den Teamgedanken wie stets sehr betonte, so war der Erste Kommandant mit rund 1.200 in das Bauprojekt investierten Arbeitsstunden selbst deutlich vorangegangen. Dafür erhielt er noch am Abend aus den Händen seines Stellvertreters Klietsch die Urkunde zur Beförderung in den Rang des Oberbrandmeisters.
Um 23 Uhr übernahm die Freiwillige Feuerwehr Unterföhring in ihrer neuen Heimat an der Münchner Straße 60 schließlich die Einsatzbereitschaft wieder von den Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Ismaning. Letztere hatte sich dankenswerterweise bereit erklärt, während des Umzugs und der Segnungsfeier anfallende Notrufe anzunehmen.
Die Öffentlichkeit ist am Samstag, 24. Mai herzlich eingeladen, sich das neue Feuerwehrgerätehaus von innen anzuschauen. Dann ist dort ein Tag der offenen Tür geplant.