Unterföhring wächst – auch um 125 weitere Gemeindewohnungen

Bericht aus der Sondersitzung des Gemeinderats zum „Neuen Mitterfeld“ am 20. Juli 2023

Nach Unterföhring Süd in den Neunzigerjahren wird das „Neue Mitterfeld“, zwischen Mitterfeldallee und Neubruchstraße, der Gemeinde die nächste große Ortserweiterung bringen. Auf einer Fläche von 104.663 Quadratmetern werden in den kommenden Jahren nach und nach sechs Allgemeine Wohngebiete und, entlang der Münchner Straße, ein Sondergebiet mit einer Mischung aus großflächigem Einzelhandel, Dienstleistungen und Wohnen umgesetzt (siehe auch Gemeindeblatt Ausgabe 47/2022, PDF). In einer Sondersitzung ließen sich die Gemeinderatsmitglieder kurz vor der Sommerpause von Planern und Fachplanern den Entwurf des entsprechenden Bebauungsplanes erläutern, billigten ihn und gaben ihn einstimmig zur Auslegung frei. Vom 3. August bis zum 27. September kann der Bebauungsplan zu den üblichen Öffnungszeiten im Rathaus eingesehen werden; zu finden ist er auch unter www.unterfoehring.de/Bauen/Bauleitplanung.

Die Sitzung sei nun der offizielle Startschuss für das Vorhaben, kommentierte der Zweite Bürgermeister Manuel Prieler, der die Sitzung leitete. Und für alle Bürgerinnen und Bürger, die es interessiere, kündigte er eine Informationsveranstaltung des Investors HVI Unterföhring GmbH & Co KG an, der den Löwenanteil des Areals entwickeln und bebauen wird: Am 13. September im Bürgerhaus. Auch die Gemeinde hat sich in dem Gebiet Grundstücke gesichert. Rund 10.000 Quadratmeter im Osten entlang der S-Bahngleise gingen im Zuge der Sozialgerechten Bodennutzung (SoBon) für Wohnungsbau an die Gemeinde, ein weiteres Grundstück im Süden des Areals von 2.800 Quadratmetern wurde jüngst erworben, um hier weitere Wohnungen und eine Kindertagesstätte realisieren zu können. Insgesamt wird die Gemeinde Unterföhring damit nach Fertigstellung über bis zu 125 zusätzliche Wohnungen verfügen können.

Der Bebauungsplanentwurf umfasst auch Straßenraum, der teilweise umgestaltet werden wird, um den Verkehr rund um das Gebiet neu zu führen, berichtete der Stadtplaner Juri Goebel vom Büro bgsm München. Von der Mitterfeldallee her werde es zwei Zufahrten geben, auch für den Anlieferverkehr. Die Tiefgarageneinfahrt in das Sondergebiet von der Neubruchstraße aus liege ganz am Beginn, sodass die Anwohner der Neubruchstraße hiervon nicht betroffen seien. Eine Tiefgarageneinfahrt in das Wohngebiet weiter im Osten sei fix und unverrückbar gegenüber einer anderen Garagenzufahrt gelegen, sodass es keine Blendwirkung durch ausfahrende Autos gebe. Im Plan seien nicht länger Geschosse vorgegeben, sondern Wandhöhen, um so ganz sicher zu gehen, dass die Gebäude die Höhe haben, die man ihnen zugedacht hat. Denn sehr unterschiedliche Höhen sollen das Gebiet auflockern, hierauf legt der Gemeinderat großen Wert. Die alt eingeführten Geschäfte rund um den Wilhelm-Kemmelmeyer-Bogen würden nach Möglichkeit in die neuen Gebäude im Sondergebiet ziehen, erklärte Goebel.

Das Gebiet wird an die Wärmeversorgung der Geovol angeschlossen, Photovoltaik ist auf den Dächern vorgesehen, soweit sie nicht beschattet sind. Artenschutz und Ausgleichsflächen seien in dem stark versiegelten Gebiet kein besonders großes Thema, hörten die Gemeinderäte. Die streng geschützte Haselmaus lebe in dem Baumwall zur Mitterfeldallee, der aber kaum angetastet werde. Im Neuen Mitterfeld werden 20.000 Quadratmeter öffentliche Grünflächen entstehen, die in einer leichten Mulde liegen, um so eine Rückhaltefläche für das Wasser bei Starkregen zu erhalten. Ein deutlich größeres Thema wird laut der Fachplaner der Schallschutz im Gebiet. Im Prognosezeitraum bis 2035 erwarte so zum Beispiel die Bahn auf den Gleisen eine Erhöhung der Zugzahlen um das Vier- bis Fünffache, besonders auch nachts sei das wahrnehmbar. Ob deshalb bauliche Maßnahmen wirklich nötig seien, müsse aber zum Zeitpunkt der Baugenehmigung aktuell geprüft werden. Elektromagnetismus durch die S-Bahn oder die Hochspannungsleitungen sei dagegen kein Thema im Gebiet.

Eine Herausforderung wird, nach den Prognosen bis 2035, der Straßenverkehr. Allerdings nicht unbedingt alleine durch das Neue Mitterfeld. Denn aus diesem Gebiet und durch dieses Gebiet gibt es ja auch jetzt schon Verkehr. Weil der Verkehr, auch aus dem Gewerbegebiet Ost, insgesamt zunehmen wird und auch der Wilhelm-Kemmelmeyer-Bogen als Schleichweg und Entlastung wegfällt, wird zum Beispiel an der Mündung Mitterfeldallee/Münchner Straße mehr Betrieb erwartet. Wenn die Autos dort zum Abfluss ein längeres Grün haben, wird sich das auf die Einmündung der Straßäckerallee auswirken, die für Links- und Rechtsabbieger umgestaltet werden muss. Ob sich Corona langfristig auswirkt, ob ein geplantes Mobilitätskonzept für den ÖPNV solchen Entwicklungen vorbeugen kann, das werde abzuwarten sein, meinte der Verkehrsplaner Michael Kunz vom Münchner Büro Gevas. Unterföhring sei vom Verkehr her nun mal ein Zwischending zwischen der Stadt München und einem Vorort.

 

Foto: Luftbild: Daniel Reiter,  Planzeichnung vom Neuen Mitterfeld (Stand: Juli 2023) bgsm

 

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