Das Unterföhringer Rathaus wird besonders nachhaltig

 

Das neue Unterföhringer Rathaus ist ein Leuchtturmprojekt. Nicht nur was die Arbeitswelten angeht, die dort entstehen, sollen neue und zukunftsträchtige Wege begangen werden. Auch zu einem weiteren Punkt hat der Gemeinderat in seiner April-Sitzung jetzt eine wichtige Entscheidung für das Haus getroffen: Mit 22:3 Stimmen entschied das Gremium, beim Bau des neuen Rathauses den Kriterienkatalog der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) zugrunde zu legen.

Als Zielvorgaben sind eine Zertifizierung im Platin-Standard der DGNB sowie das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) zu erreichen bzw. anzustreben. Rund 255.000 Euro sollen allein für diese Qualitätsüberprüfung investiert werden. Gewünscht ist, dass bei den Wettbewerbskriterien zur Nachhaltigkeit in den Ausschreibungen besonders innovative Lösungen angestrebt werden, die den Leuchtturmcharakter des Projektes unterstützen. KfW-Fördermittel und solche aus der Bayerischen Förderrichtlinie Holz sind zu beantragen.

In der Sitzung hatte die Sachverständige für Nachhaltiges Bauen, Dr. Sara Lindner, das von ihr und der ebenfalls von der Gemeinde beauftragten Professorin Dr. Natalie Essig erarbeitete Konzept zur Zertifizierung vorgestellt und geschildert, wie solche besonders innovativen Lösungen aussehen könnten. Denn die DGNB setzt eine Vielzahl von Kriterien an, die erfüllt werden sollen, um ihre Standards zu erreichen, deren höchs-ter eben der Platin-Standard ist. Darunter sind ökologische, ökonomische, technische, soziokulturelle Aspekte und auch die Frage, wie sich das entstehende Gebäude auf seine Umgebung auswirkt, wie die Bauprozesse gestaltet werden. So wird zum Beispiel auf die Ökobilanz des Hauses geschaut, auf seine Schadstofffreiheit, seine Innenluft, auf die Gesamtkosten, die es während seines Lebenszyklusses verursacht, seine Barrierefreiheit oder auch seine Verkehrsanbindung und vieles mehr. Das Qualitätssiegel ergibt sich dann daraus, wie viele der Kriterien wie umfassend erfüllt werden.

Eine besonders innovative Lösung, die das Erreichen des Platin-Standards möglich macht, ist zum Beispiel, dass Unterföhring ein Plus-Energiehaus baut, das im Laufe seines Lebens mehr regenerative Energie erzeugt als es verbraucht. Auch wenn man die Materialen, aus denen das Haus gebaut ist, am Ende seines Lebenszyklusses komplett wiederverwenden kann (recyclen) und die anfallenden Materialien dabei nicht von minderer Qualität sind (Downcycling), ist das ein besonders innovativer Ansatz, der bei der Zertifizierung schwer ins Gewicht fällt (Stichwort „cradle to cradle“). Besonders innovativ sei es auch, so die Sachverständige, wenn nach dem Bau des Rathauses mehr Pflanzen und Tiere als vorher an dem Standort des Hauses zu finden sind, wenn also Lebensraum für Vögel und Insekten geschaffen und das Dach begrünt wird.

Mittlerweile gebe es viele hundert Gebäude, die mit DGNB-Platin zertifiziert seien, berichtete die Sachverständige Frau Dr. Lindner, darunter eins im Unterföhringer Allianz-Campus. Auch ein langlebiges mehrstöckiges Haus zum Beispiel komplett aus Holz zu errichten, sei längst kein Hexenwerk mehr. Mit den von der Gemeinde beauftragten Architekten von Raum und Bau, München, stehe man bereits im Austausch und auch diese stünden absolut hinter der Idee, das Haus umfassend nachhaltig zu entwickeln und zu bauen. Die einzelnen Kriterien im Verlauf des Bauens noch anzupassen sei absolut kein Problem. Die große Mehrheit im Gemeinderat, das zeigte die anschließende Diskussion, möchte ein Zeichen setzen und als Vorbild für nachhaltiges Bauen voran gehen. „Unterföhring kann es sich leisten und wir leisten es uns auch“, kommentierte Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer das Vorhaben. Zum Glück habe die Gemeinde mit der Geovol bereits sehr früh ein großes Pfund für die Nachhaltigkeit geschaffen. Nun werden die Planer Vorschläge erarbeiten, wie das künftige Unterföhringer Rathaus gebaut werden könnte, und sie dem Gemeinderat vorlegen.

 

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